Exakte Verifizierung der Anlaufsequenzen von Netzteilen für Hilfs-Bias-Stromversorgungen

Ein Offline-AC/DC-Schaltwandler hat keine separate Bias-Stromversorgung, die den eigentlichen integrierten Regelschaltkreis speist. In diesem Fall werden eine Hilfsprimärwicklung und diskrete Komponenten hinzugefügt, um die Regelschaltung mit Strom zu versorgen. Die Verifizierung dieses Schaltkreises ist von entscheidender Bedeutung und erfordert exakte und detaillierte Messungen von Signalpegel und Zeitverhalten. Die Anlaufsequenz nimmt lange Zeit in Anspruch. Dies muss bei der Messung berücksichtigt werden und macht ein Gerät mit ausreichend Speicher notwendig.

Oszilloskop der Serie R&S®MXO 5
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Ihre Anforderung

Schaltungsentwürfe von Bias-Stromversorgungen für Offline-AC/DC-Stromversorgungen sind aufgrund ihres Einflusses auf die Anlaufsequenz der Stromversorgung von entscheidender Bedeutung. Diese Sequenz nimmt eine relative lange Zeit in Anspruch, da Bias-Kondensatoren mit einem sehr geringen Konstantstrom von der gleichgerichteten, pulsierenden Gleichspannungsquelle geladen werden. Nachdem die Kondensatoren vorgeladen wurden und die Bias-Spannung den internen Einschaltschwellenwert überschreitet, kann ein Controller mit den Schaltvorgängen beginnen. Eine Hilfswicklung liefert nach wenigen Millisekunden eine Vorspannung. Diese Hilfswicklung verbessert die Wandlereffizienz im Normalbetrieb. Allerdings kann, da die Bias-Kondensatoren nur begrenzt Energie liefern, nachdem das Konstantstromladen abgeschlossen ist, eine Unterspannung auftreten, bevor der Schaltvorgang ausreichend Leistung durch die Hilfswicklung bereitstellen kann. Das Messen von Eingangsspannung, DC-Vorspannung, PWM-Signalen und Ausgangsspannung ist entscheidend, wenn überlappende Wandlerfunktionen validiert werden. Jegliche Anomalien wie nicht korrekt aktivierte Statussignale müssen während der langen Anlaufsequenz detektiert werden, wenn die Stromquelle aktiv ist. Dies ist eine Herausforderung, für die eine hohe Abtastrate und ausreichend vertikale Auflösung über Hunderte von Millisekunden notwendig ist.

Abb. 1: Typische Anlaufsequenz
Abb. 1: Typische Anlaufsequenz
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Lösung von Rohde & Schwarz

Ein Oszilloskop der Serie R&S®MXO 5 eignet sich ideal für diese Aufgabe. Dank des großen Standardspeichers von 400 MPunkten kann es Details bei einer hohen Abtastrate mit langsamen Zeitbasiseinstellungen messen.

Die vertikale Auflösung des 12-bit-A/D-Wandlers zeigt mehr Details der gemessenen Spannungspegel bei der Evaluierung der Einschalt-/Ausschaltschwellenwerte für die Vorspannung. In Kombination mit dem hochempfindlichen digitalen Trigger lassen sich entfernte Triggerereignisse erfassen, um ein kritisches Überlappungsereignis zu erkennen, wenn der Regler einen Schaltvorgang nach mehreren hundert Millisekunden startet.

Die Zoom-Funktion kann verwendet werden, um Details des PWM-Pulses, die mit der hohen Abtastrate gewonnen wurden, zu betrachten. Abb. 1 zeigt eine typische Anlaufsequenz.

Anwendung

Ein 50-W-Offline-AC/DC-Wandler auf Basis eines Sperrwandlers wird verwendet, um die Anlaufsequenz der Ausgangsspannung zu messen, die mit 20 V spezifiziert ist. Die Schaltung bietet eine intelligente Konstantstromfunktion, um die Anlaufsequenzen zu optimieren. Nach Beendigung des langen Konstantstrombetriebs und Überschreiten der Einschaltschwellenspannung von 16,7 V, führt der Controller die interne Softstart-Sequenz aus. Sobald die Sequenz erfolgreich abgeschlossen wurde, wechselt der Wandler in einen eingeschwungenen Zustand.

Gerätekonfiguration

Vor jedem Start müssen mehrere Aufgaben abgeschlossen werden:

  • Es muss eine geeignete Kanaleinstellung vorhanden sein. Dazu müssen passende Tastköpfe gewählt werden.
  • Es muss ein Fenstertrigger definiert werden, um das Ereignis des Regler-Einschaltvorgangs zu erfassen.
  • Messfunktionen wie eine Verzögerung zwischen Eingangs- und Ausgangsspannung müssen aktiviert sein.
  • Es müssen zahlreiche Cursor-Einstellungen gewählt werden, um Signalpegel zu messen.
  • Eine ausreichend hohe Abtastrate von ≥ 100 Msample/s muss für hochgenaue Messungen der PWM-Schaltfrequenz (ca. 300 kHz) mit scharfen Flanken festgelegt werden.
  • Es muss eine ausreichende Aufzeichnungslänge eingestellt werden, um die gesamte Sequenz zu erfassen.
  • Es muss eine entsprechende Last für den Wandler während der Anlaufmessung und eine AC-Stromversorgung für den Wandler definiert werden.
Abb. 2: Messen der Anlaufsequenz des Wandlers
Abb. 2: Messen der Anlaufsequenz des Wandlers
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Messen der Anlaufsequenz

Nach dem Einrichten des Messaufbaus muss die AC-Stromquelle eingeschaltet werden, um die Messung zu starten. Sobald der Trigger den minimalen Einschaltschwellenwert für die Vorspannung erkennt, werden die Messkurven angezeigt (siehe Screenshot in Abb. 2). Das obere Fenster zeigt die gesamte Sequenz und die Verzögerung zwischen Eingangs- und Ausgangsspannung (Kanäle 1 und 4). Die Zeitdauer beträgt in diesem Fall 585 ms. Die Zeit, die die Stromversorgung benötigt, bis sie einen eingeschwungenen Zustand erreicht hat, lässt sich ebenfalls beobachten. Weitere Signaldetails können mit der Zoom-Funktion betrachtet werden. Wenn man den Cursor über die Abbildung bewegt, wird der maximale Einschaltschwellenwert für die Vorspannung (Kanal 2) gezeigt. Dieser beträgt 17,4 V, die Abschaltspannung 10,6 V. Dieser Pegel überschreitet den im Datenblatt angegebenen kritischen Wert von 10,4 V, sodass sichergestellt wird, dass die von der Hilfsstromversorgung bereitgestellte Vorspannung schnell genug anliegt.

Abb. 3: PWM-Details im eingeschwungenen Zustand des Wandlers
Abb. 3: PWM-Details im eingeschwungenen Zustand des Wandlers
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Die PWM-Pulse (Kanal 3) zeigen, wie der Controller im Einzelnen arbeitet. Ein weiteres Zoom-Fenster derselben Messdaten hebt die PWM-Pulse im Bereich des eingeschwungenen Zustands des Wandlers hervor (siehe Abb. 3). Bewegt man den Cursor über den Bereich, wird die Frequenz des eingeschwungenen Zustands angezeigt. Der Zoom lässt sich für weitere wichtige Punkte in der Sequenz anpassen.

Diese komplexe Messung ist nur mit dem großen Speicher des R&S®MXO 5 möglich. Es wurden lediglich 80 MPunkte des verfügbaren Speichers von 400 MPunkten genutzt. Längere Anlaufsequenzen oder höhere Abtastraten lassen sich ebenfalls verifizieren.

Zusammenfassung

Das R&S®MXO 5 eignet sich ideal für die Verifizierung von längeren Anlaufsequenzen, wobei eine detailreiche Analyse von langen Aufzeichnungszeiten erforderlich ist. Der außergewöhnlich große Standardspeicher kann in Kombination mit der 12-bit-Auflösung für eine detaillierte Analyse von kritischen Anlaufsequenzen verwendet werden.