24.01.2023
Essen „to go“ geht auch ohne Abfall
Der Viechtacher Bayerwald-Bote berichtet: Essen zum Mitnehmen muss nicht gleichbedeutend sein mit Abfallbergen. In Viechtach und Umgebung ist vor knapp einem Jahr das „BOMO“-System eingeführt worden, ein Tauschsystem für wiederverwertbare „To-go“-Behälter für Speisen und Getränke. 65 Anbieter sind mittlerweile landkreisweit beim „Box und Becher für Morgen“-Projekt an Bord. Mit die meisten dieser Mehrwegboxen sind im Betriebsrestaurant R27 von Rohde & Schwarz in Teisnach im Einsatz.
Das BoMo-System bieten Gastronomen an, aber auch Bäckereien und Schulen, Kindergärten, Schul-Mensen, Getränkemärkte, sogar Tankstellen. Immer mehr Menschen nutzen dieses Mehrweggeschirr. Andreas Schmidhuber, Geschäftsführer der SH Essen und Trinken GmbH mit Sitz in Regen, steckt hinter dieser Idee. Ihm geht es nicht nur darum, Abfall zu vermeiden und möglichst kein Essen wegzuwerfen, sondern auch um eine möglichst einfache Handhabung. „Sogar meine Oma kann die Box nutzen, man braucht dazu keine App, nicht einmal ein Handy“, so Schmidhuber. Zehn Euro kostet die Speisebox einmalig, die dann immer wieder bei den beteiligten Projektpartnern abgegeben und gegen eine befüllte getauscht werden kann.
Los ging es im Landkreis Regen Ende März letzten Jahres mit rund 40 Partnerbetrieben, die damals 8000 Boxen orderten. In den umliegenden Landkreisen sind die Zahlen der Partnerbetriebe ganz unterschiedlich. In Freyung-Grafenau sind nur 15 beteiligt, in Deggendorf sind es über 40 und im Landkreis Cham sogar über 80. Der Viechtacher Schiller-Metzger war von Anfang an dabei. Dort gehen laut Chefin Elisabeth Schiller täglich viele Mehrwegboxen über die Ladentheke. Vor allem Berufstätige kommen mit ihrer in Deutschland produzierten und wiederverwendbaren Plastikbox, die Gefrierfach und Mikrowelle schadlos verträgt, zum Befüllen an die heiße Theke.
„Das System funktioniert“, sagt Elisabeth Schiller. Die Zahl der Nutzer, Frauen wie Männer aller Altersklassen, sei kontinuierlich gestiegen. Etwa die Hälfte der Kunden, die sich an Schillers heißer Theke versorgen, nutzt die wiederverwertbaren Behältnisse, sagt Elisabeth Schiller. Ihr Betrieb war mit dem Einstieg ins BoMo-Angebot dem Gesetzgeber voraus. Der hat zum Jahresbeginn 2023 Restaurants, Bistros und Cafés, die Essen für unterwegs verkaufen, verpflichtet, ihre Produkte auch in Mehrwegverpackungen anzubieten. Die Mehrwegvariante darf dabei nicht teurer sein als das Produkt in der Einwegverpackung.
Dank dieser Gesetzesänderung ist Andreas Schmidhuber zuversichtlich, dass das BoMo-Projekt weiter Fahrt aufnimmt. Seit Januar beobachtet er einen „richtigen Schub“. Schließlich würden bei einem Verstoß gegen das neue Gesetz bis zu 10.000 Euro Strafe im Raum stehen. Besonders gefragt sei das System in den Landkreisen Regen und Cham, „die leben das richtig und bieten es aktiv an“, beobachtet Schmidhuber bei den beteiligten Betrieben und Einrichtungen in diesen beiden Landkreisen. Auch in Deggendorf und Straubing-Bogen verzeichnet er steigende Nutzerzahlen. „Das läuft richtig gut“, freut er sich. Nahezu täglich werde nachbestellt. Mittlerweile seien 58.000 Boxen für Speisen und 11.000 Getränkebecher im Einsatz.
Nicht nur das Vermeiden von Einwegverpackung spiele eine wesentliche Rolle. Auch dem Wegwerfen von Speisen werde entgegengewirkt. Wenn ein Kind sein Essen in der Schul-Mensa nicht ganz isst, kann es den Rest in der auslaufsicheren BoMo-Box mit nach Hause nehmen, nennt Schmidhuber einen weiteren Aspekt. Mit die meisten dieser Mehrwegboxen sind im Betriebsrestaurant R27 von Rohde & Schwarz in Teisnach im Einsatz, das Schmidhuber, der auch Gastronom ist, gepachtet hat. Die Firma sponsert allen Mitarbeitenden für die Zeit ihrer Betriebszugehörigkeit eine BoMo, informiert Thomas Gierl, Leiter Kommunikation im Werk Teisnach.
Insbesondere während der Corona-Pandemie habe sich das Mehrwegsystem gut bewährt, als die Betriebsrestaurants zeitweise auf reine To-go-Verpflegung umgestellt waren. „Somit konnten wir das Verpflegungsangebot für unsere Mitarbeitenden auch in diesem Zeitraum nachhaltig aufrechterhalten“, sagt Gierl. Das Mehrwegsystem habe dazu beigetragen, Woche für Woche über 2000 Einwegverpackungen einzusparen. Inzwischen haben die Restaurants zwar wieder ihren regulären Betrieb aufgenommen. Trotzdem werden die Boxen nach wie vor sehr gut von den Mitarbeitern angenommen und ersetzen weiterhin die früheren Einwegverpackungen, versichert Gierl.
Quelle: Viechtacher Bayerwald-Bote, Ingrid Frisch