09.01.2023
Interview: Von A wie Ausbildung bis Z wie Zukunftsblick
Seit fast 90 Jahren steht Rohde & Schwarz in München für Elektronikprodukte. Seit 1969 entwickelt sich das Werk in Teisnach des Technologiekonzerns stetig weiter und gehört mit rund 2 000 Arbeitsplätzen zu den größten Arbeitgebern in der Region. An der Spitze im Werk im Bayerischen Wald steht seit März der 38-jährige Florian Bielmeier. Mit ihm hat Johannes Bäumel, Redaktionsleiter Viechtacher Anzeiger, über seine ersten Monate in dieser Funktion und über künftige Herausforderungen gesprochen.
Zehn Monate, also knapp ein Jahr, sind Sie nun Werkleiter in Teisnach, Herr Bielmeier. Mit welchem Adjektiv würden Sie die nun vergangene Zeit beschreiben?
Florian Bielmeier: Ich würde sie als „intensiv“ beschreiben. Mir war das natürlich bewusst. Dazu kamen Herausforderungen wie die Energie-Krise oder Corona, die wir zu bewältigen hatten. Das hat das Ganze noch einmal zusätzlich intensiv gemacht und mich in Anspruch genommen.
Ich denke, jedem von uns ist klar: Wenn man so eine Aufgabe antritt, dann will man auch viel bewegen.
Bielmeier: Ja, da hab ich schon versucht, in den ersten Monaten meine Ideen umzusetzen und mein Management-Team zu formen. Das bedeutet auch Arbeit, ebenso wie das Thema Netzwerke bilden. Hier muss man viel Zeit investieren, aber das ist sehr wichtig, dass man sich in der Region vernetzt. Und auch bei mir persönlich war es ein sehr spannendes Jahr. Ich bin gerade am Haus bauen, habe geheiratet und auch mein persönliches sportliches Ziel, meinen ersten Hundert-Kilometerlauf, absolviert. Also auch in der Hinsicht war es ein intensives Jahr.
Noch einmal zurück zum Beruflichen. Herausforderungen, Sie haben es schon angesprochen, gab es genug in den letzten Monaten. Corona zum Beispiel und die damit verbundenen Lieferschwierigkeiten.
Bielmeier: Wir haben viel Aufwand reinstecken müssen, dass wir das Unternehmen am Laufen halten. In Sachen Corona hatten zwei Dinge immer absolute Priorität: zum einen der Schutz unserer Mitarbeitenden, zum anderen, unsere Lieferfähigkeit aufrechtzuerhalten. Wir sind sehr gut vernetzt, aber da haben wir schon Energie reinstecken müssen, dass wir unsere Teile bekommen. Egal, ob das Halbleiter oder Chips waren, das war schon ein Aufwand. Ist uns aber ganz gut gelungen!
Stichwort Energiekrise. Wie ist Rohde & Schwarz hier aufgestellt?
Bielmeier: Damit haben wir uns sehr früh befasst und es geschafft, dass wir uns robust aufstellen. Wir haben es trotz aller Schwierigkeiten geschafft, dass wir keine umsatzgefährdenden Abrisse hatten. Es ist dem Unternehmen gelungen, den Umsatz zu steigern. Wir sind weiterhin auf Wachstumskurs – trotz dieser schwierigen Umstände. Da zeigt sich, dass wir sehr breit aufgestellt sind und uns nicht auf ein Produkt fokussieren. Wir haben gerade hier in Teisnach eine sehr hohe Wertschöpfungstiefe. Wir machen hier sehr, sehr viel. Wenn bei uns mal ein Produkt ein bisschen nach unten geht, heißt das nicht, dass die ganze Firma Probleme bekommt.
Ich habe Ihre Rede in diesem Jahr beim „Tag der Wirtschaft“ am Pichelsteinerfest in Regen mitverfolgt. Sie sagten, die Coronakrise machte Ihrem Unternehmen weniger zu schaffen als anderen. Das hängt zum Großteil auch mit der Verbundenheit des Unternehmens mit der Region zusammen, oder?
Bielmeier: Ja, wir schauen, dass wir unsere Lieferketten und unsere Partner hier so auswählen, dass das Wort „Partnerschaft“ nicht nur so daher gesagt ist, sondern, dass wir uns da aufeinander verlassen können. Das ist uns wichtig als Unternehmen, dass wir verlässlich sind für unsere Kunden. Genauso erwarten wir das aber auch von unseren Partnern, mit denen wir langfristig zusammenarbeiten. Und dadurch, dass wir uns auf unsere Partner verlassen können, waren wir auch in sehr guten Gesprächen während der Corona-Zeit und somit nicht die Ersten, die von Allokationen betroffen waren. Zu Gute gekommen ist uns intern auch die Flexibilität der Mitarbeiter. Das war auch ein Riesen-Mehrwert in der Corona-Phase. Denn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr umfangreich einsetzbar. Wir setzen auf Quer-Qualifikationen. Jederzeit waren wir in der Lage, dass wir hin und her switchen können und das war natürlich ein großer Vorteil für uns.