R&S®Essentials | Grundlagen von LCR-Metern

Auswahl des richtigen Geräts: LCR-Meter oder VNA

Autor: Shivam Arora, Produktmanager für Netzgeräte und LCR-Meter

Das LCR-Meterund der Vektornetzwerkanalysator (VNA), leistungsstarke Messgeräte für Hochfrequenz- und Mikrowellen-Anwendungen, spielen beide eine wichtige Rolle bei der Charakterisierung der elektrischen Eigenschaften von Bauteilen und Geräten. Welcher Gerätetyp für eine konkrete Anwendung benötigt wird, ist nicht immer sofort klar. Aber keine Sorge: Wir erläutern die Unterschiede zwischen diesen beiden Geräten, damit Sie eine kompetente Entscheidung treffen können.

Wie funktionieren LCR-Meter?

LCR-Meter werden zur Bewertung der elektrischen Eigenschaften von passiven Bauteilen wie Widerständen, Kondensatoren und Induktivitäten verwendet.

Das Funktionsprinzip eines LCR-Meters lässt sich wie folgt zusammenfassen:

  • Wechselstromerregung: Das LCR-Meter legt ein Wechselspannungs- oder -stromsignal an den Prüfling (DUT) an.
  • Spannungs- und Strommessung: Das LCR-Meter misst die Spannung und den Strom über dem Prüfling.
  • Impedanzberechnung: Anhand der gemessenen Spannungs- und Stromwerte berechnet das LCR-Meter die Impedanz des Prüflings.
  • Anzeige und Analyse: Die berechneten Impedanzwerte werden als numerische Werte, Grafiken oder Diagramme dargestellt. Durch Interpretation dieser Daten wird ein Verständnis für die elektronischen Eigenschaften des Prüflings gewonnen.
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R&S®LCX LCR-Meter

Impedanzmessung mit einem LCR-Meter

Ein LCR-Meter legt ein Wechselstromsignal an den Prüfling an und misst das resultierende komplexe Verhältnis von Spannung und Strom. Aus diesen Informationen wird dann die Impedanz des Prüflings berechnet. Die Impedanz wird in kartesischen Koordinaten durch die folgende Formel beschrieben:

Z = R + jX

Dabei ist R der Wirkwiderstand (Resistanz) und X der Blindwiderstand (Reaktanz), der induktiv (positiv) oder kapazitiv (negativ) sein kann. Der Phasenwinkel (j) stellt die Phasendifferenz zwischen Spannung und Strom im Stromkreis dar.

Impedanzmessung mit einem LCR-Meter

Impedanzmessung mit einem VNA

Im Gegensatz zu LCR-Metern verfügen VNAs über keine spezielle Funktionalität für Impedanzmessungen. Sie werden jedoch häufig zur indirekten Messung der Impedanz eines Prüflings bei hohen Frequenzen verwendet, wenn Impedanzanpassung und genaue Charakterisierung eine entscheidende Rolle für die ordnungsgemäße Funktion spielen.

Der VNA misst zwei Streuparameter, die auch als S-Parameter bezeichnet werden: Der eine stellt den Reflexionsfaktor am Eingang des Prüflings dar, der andere den Transmissionsfaktor vom Ausgang des VNA zum Eingang des Prüflings. Daraus errechnet der VNA die Impedanz:

Z = Z0 * ((1+S11)/(1-S11)) * (1+S21)/(1-S21))

Dabei ist Z die Impedanz des Prüflings, Z0 die Bezugsimpedanz des VNA (normalerweise auf 50 Ohm eingestellt), S11 der gemessene Reflexionsfaktor und S21 der gemessene Transmissionsfaktor.

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LCR-Meter vs. VNA – Vorteile und Nachteile

Der wichtigste Unterschied von VNAs gegenüber LCR-Metern ist die Verwendung einer festen Bezugsimpedanz (Z0). VNAs sind deswegen präziser und können leicht an die Übertragungsleitung angepasst werden. Durch diese Impedanzanpassung werden mögliche Fehlerquellen wie parasitäre Induktivitäten und Kapazitäten eliminiert.

Demgegenüber kann die Bezugsimpedanz bei LCR-Metern entsprechend dem Prüfling und anderen Anforderungen modifiziert werden. Sie liefern daher genauere Messungen, aber erfordern andererseits eine Anpassung für Messadapter und Kabel, die sich als parasitäre Elemente verhalten können.

VNAs messen S-Parameter, die dann in Impedanzparameter umgewandelt werden können. Die S-Parameter ermöglichen die Analyse von Reflexion, Transmissionsdämpfung und Isolation von HF-Geräten (z. B. einem Koppler) sowie der Strahlungseigenschaften (z. B. einer Antenne). Der VNA ist deswegen vor allem für die Arbeit bei höheren Frequenzen vom Kilohertz- bis in den Gigahertz-Bereich wichtig. LCR-Meter sind demgegenüber auf die Ermittlung von Impedanzparametern beschränkt und arbeiten bei niedrigeren Frequenzen von Null (Gleichstrom) bis in den Megahertz-Bereich.

Ein weiterer Aspekt ist die Anzahl der unterstützten Anschlüsse. Mit VNAs lassen sich auch Geräte mit mehreren Anschlüssen, wie z. B. Koppler, analysieren, während LCR-Meter auf zweipolige Bauteile wie Widerstände, Kondensatoren und Induktivitäten beschränkt sind.

Hauptunterschiede zwischen LCR-Metern und VNAs

VNA LCR
Bezugsimpedanz 50 Ohm Modifizierung je nach Prüfling möglich
Frequenzbereich kHz-GHz DC-MHz
Unterstützte Anschlüsse 1, 2, …N 1
Gemessene Parameter Streuparameter Impedanz
Ableitung anderer komplexer Parameter möglich Ja Nein
Beispiele von Prüflingen Koppler, Antennen usw. Widerstände, Kondensatoren, Induktivitäten
Preispositionierung Hochpreisig Ökonomisch

Zusammenfassung:

  • Ein LCR-Meter wird zur Messung der Impedanz von passiven elektronischen Bauteilen wie Widerständen, Kondensatoren und Induktivitäten verwendet.
  • Ein VNA dient der Messung und Charakterisierung des Verhaltens von HF-Bauteilen und -Geräten durch Analyse der S-Parameter.
  • Ein LCR-Meter legt ein Wechselstromsignal an den Prüfling an und misst die resultierende Spannung und den Strom, um die Impedanz des Prüflings zu berechnen.
  • VNAs messen zwei S-Parameter, den Reflexionsfaktor und den Transmissionsfaktor, und können daraus die Impedanz berechnen.
  • Der Hauptunterschied zwischen den zwei Gerätentypen ist, dass ein VNA über eine feste Bezugsimpedanz verfügt, während ein LCR-Meter die Bezugsimpedanz je nach Prüfling modifizieren kann.
  • LCR-Messgeräte sind genauer und VNAs sind präziser.

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R&S®LCX LCR-Meter

R&S®LCX LCR-Meter

Hauptmerkmale:

  • Frequenzbereich bis 10 MHz erweiterbar
  • Grundgenauigkeit von ±0,05 % für Impedanzmessungen
  • Grundgenauigkeit von ±0,03° für Impedanzmessungen
  • DC-Bias bis zu 40 V

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