Portrait einer Analogastronautin in einem Raumanzug

Technik im Fokus

WLAN für simulierte Mars-Expeditionen

Zuverlässige Sprach- und Datenübertragung für das Österreichische Weltraum Forum

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Am 09.12.2025 aktualisiert 🛈
Erstmalig am 09.12.2025 veröffentlicht

Wenn in vielleicht dreißig Jahren die erste bemannte Marsmission aufbricht, wird sie auf ausfallsicherer Kommunikation fußen. „Reißt die Kommunikation ab, hat man etwa ein paar Stunden Zeit, bis irgendjemand in ernsten Schwierigkeiten stecken wird“, sagt Dr. Gernot Grömer, Leiter des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF) und selbst langjähriger Analog-Astronaut. Das gilt sowohl für die Kommunikation zwischen Mars und Erde als auch für die zwischen Astronaut und Basislager.

Ein freundlicher, etwa fünfzigjähriger Mann mit randloser Brille lächelt in die Kamera und trägt die Uniform des Österreichischen Weltraum Forums
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Reißt die Kommunikation ab, hat man etwa ein paar Stunden Zeit, bis irgendjemand in ernsten Schwierigkeiten stecken wird.

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Dr. Gernot Grömer: Der promovierte Astrophysiker kam 2003 als Analog-Astronaut zum ÖWF und ist heute dessen Leiter.

Um sich auf zukünftige Marsmissionen vorzubereiten, simuliert das ÖWF regelmäßig Expeditionen in marsähnlichen Regionen der Erde. Die Orte für solche Analog-Missionen reichen vom Kaunertaler Gletscher in Tirol bis zur armenischen Wüstenregion Ararat.

2013, Marokko

In der marsähnlichen Wüste Marokkos im Jahre 2013: In den Magma Rover ist ein Experiment der Universität Innsbruck integriert. Die lange Antenne auf dem Rücken des AOUDA.X Raumanzugs sendet Vitalparameter und Videodaten der Helmkamera.

2015, Kaunertalgletscher

Im Jahr 2025 ging es zum Kaunertalgletscher: Weil der Mars zahlreiche Höhlen aufweist, gehören Höhlenerkundungen zum analogen Missionsprogramm.

2018, Oman

Im Jahr 2018 ging es wieder zurück in eine rote Sandwüste. Diesmal in den Oman: Bei dem Anblick denkt man zwar schnell an Luke Skywalkers Heimat Tatooine, aber der offizielle Missionsname lautet AMADEE-18. Die Region Dhofar wurde ausgewählt, weil sie geografisch und in der Entstehungsgeschichte der gut erforschten Vulkanregion Hadriaca-Patera auf dem Mars ähnelt.

Outdoor-WLAN von LANCOM Systems vernetzt analoge Marscrew

Für die simulierten Marsexpeditionen geschieht die Basislager-Astronaut-Kommunikation über ein Outdoor-WLAN. Die Geräte dafür stammen von der Rohde & Schwarz Konzerntochter LANCOM Systems, die mittlerweile sieben Analog-Missionen mit Netzwerktechnik ausgestattet hat. Darunter ist auch das bisher ambitionierteste Projekt "World's Biggest Analog" aus dem Oktober 2025.

Sprachübertragung ist nicht die einzige Aufgabe für das WLAN. Auch die Video-Streams aus den Helmkameras, das Übertragen von mehr als 50 Messparametern aus der Sensorik des Marsanzug-Simulators sowie die Steuerung und Kommunikation mit den Mars-Vehikeln laufen über das WLAN. Ebenso die Datenübertragung von mehr als einem Dutzend wissenschaftlicher Experimente, die im Missionsverlauf durchgeführt werden.

Eine freundliche, blonde Frau in ihrer Arbeitsuniform des Österreichischen Weltraum Forums
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Nicht nur den Menschen, die sich im 50 kg schweren Marsanzug-Simulator bewegen, sondern auch der Technik wird bei solchen Missionen viel abverlangt.

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Dr. Carmen Köhler: Die promovierte Physikerin leitet ihr eigenes Unternehmen für Wetter- und Erdbeobachtungsdaten und kam 2015 als erste Analog-Astronautin zum ÖWF.

Wüstentaugliche Accesspoints

Die Outdoor-Accesspoints sind schnell aufgebaut, einfach zu bedienen und halten den rauen Umgebungsbedingungen stand. „Nicht nur den Menschen, die sich im 50 kg schweren Marsanzug-Simulator bewegen, sondern auch der Technik wird bei solchen Missionen viel abverlangt“, bestätigt Dr. Carmen Köhler, seit 2015 Analog-Astronautin beim ÖWF. „Draußen müssen die Accesspoints auch mal einen Sandsturm aushalten und mit den starken Temperaturschwankungen in der Wüste zurechtkommen“. Insgesamt werden in einer Mission etwa zehn bis zwanzig Accesspoints sowie Extender zur Reichweitenverlängerung eingesetzt.

LANCOM Systems WLAN in der Wüste

Armenien, 2024

Wenn die Sonne aufgeht, ist der Outdoor-Accesspoint schon bei der Arbeit und stellt das WLAN für das Missionsgelände auf etwa 1100 Höhenmetern in Armenien im Jahr 2024 bereit. Der Ort wurde wegen seiner topologischen und geologischen Ähnlichkeit zum Mars ausgewählt.

Israel, 2020

Carmen Köhler (rechts) und ihre Kollegin Anika Mehlis durchqueren den Ramon-Krater in der Negev-Wüste. Er ist der weltweit größte Erosionskrater und ähnelt einigen bekannten Strukturen der Marsoberfläche.

Erkenntnisgewinn für die nächste Generation

Eine Analog-Mission ist ein Testfeld für verschiedenste Disziplinen. Neben dem Erproben und Weiterentwickeln von technischen Geräten wie Mars-Rovern, Mars-Habitaten oder wissenschaftlicher Ausrüstung, drehen sich viele Fragestellungen darum, wie sich die körperlichen und psychologischen Belastungen einer Mars-Expedition mildern lassen. Das gesammelte Wissen wird vor allem der nächsten Generation zugutekommen. „Die ersten Menschen, die einmal den Mars betreten werden, leben vermutlich schon unter uns und gehen gerade auf irgendeine Grundschule dieser Welt“, ist Gernot Grömer überzeugt.

Seit dem Jahr 2012 arbeiten LANCOM Systems und das ÖWF zusammen. LANCOM Hardware wurde unter anderem bei den Mars-Analog-Missionen in Marokko 2013, am Kaunertaler Gletscher in Tirol 2015 und bei der Mission in Armenien im Frühjahr 2024 eingesetzt.

Bildrechte Aufmacherbild: © ÖWF / Florian Voggeneder

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