Während die Signalverarbeitungskette bis zu diesem Punkt ähnlich wie bei Standardkonzepten für den digitalen Hörfunk aufgebaut ist, sind die folgenden AM- und FM-Demodulatoren ausschließlich bei dem neuen Ansatz zu finden, der die gleichzeitige Messung von Amplituden- und Phasenrauschen bis zu einem Frequenzoffset von 30 MHz ermöglicht. Für die Aufteilung des komplexen Basisband-I/Q-Signals in seine Betrags- und Phasenkomponenten wird ein CORDIC-Algorithmus (Coordinate Rotation Digital Computer) verwendet.
Das Betragssignal wird direkt für die Berechnung des Amplitudenrauschspektrums genutzt, während das Phasensignal vor der weiteren Verarbeitung in ein Frequenzsignal umgewandelt werden muss (siehe Abb. 4).
In der Regel weisen freilaufende Oszillatoren eine Drift gegenüber dem Lokaloszillator auf. Der unvermeidbare Frequenzoffset führt zu einer linear ansteigenden Phase mit Phasenumbrüchen (Phase Wrapping) bei ±π. Das Wrapping-Phasensignal ist nicht geeignet für weiteres Downsampling sowie die FFT-Verarbeitung. Eine offensichtliche Lösung wäre eine Rückkopplung zum vorgeschalteten numerisch gesteuerten Oszillator, um die Zwischenfrequenz auf 0 zu halten. Digitale Rückkopplungsschleifen können jedoch aufgrund von hohen Zeitkonstanten und schwierigen Anforderungen hinsichtlich der Bitzunahme problematisch sein. Bei dem hier vorgestellten Ansatz wird stattdessen ein Phasenableitungsblock als zuverlässige Feed-Forward-Struktur verwendet, und das PM-Signal in ein FM-Signal ohne Phasenumbrüche (Phase Wrapping) umgewandelt. Die langsame Frequenzdrift des Messobjekts wird in eine nieder- oder nullfrequente Komponente des FM-Signals umgewandelt, die die anschließende Filterung und FFT-Verarbeitung nicht beeinträchtigt.
Analoge FM-Demodulatoren gelten als unsensibel für Phasenrauschmessungen nahe des Trägers, da der Frequenzgang des Demodulators mit 20 dB pro Dekade in Richtung Gleichspannung abfällt. Dieser Abfall muss bei der Messkurve der Nachmessung kompensiert werden, sodass jegliches weißes Rauschen, das hinter dem Demodulator auftritt, zum Beispiel durch Verstärker oder einen nachgeschalteten Analog/Digitalwandler, um 20 dB pro Dekade ansteigt. Digitale FM-Demodulatoren weisen dasselbe Verhalten in Richtung Gleichspannung auf. Im Gegensatz zu analogen Demodulatoren sind moderne FPGAs dank ihrer umfangreichen Ressourcen jedoch in der Lage, die erforderliche Steigerung der Messdynamik zu meistern. Die digitalen Dezimationsfilter, die dem FM-Demodulator in dem vorgestellten Ansatz nachgeschaltet sind, erzielen eine Sperrdämpfung von 220 dB. Somit ist der Abfall des Frequenzgangs des FM-Demodulators für 11 Dekaden abgedeckt! Die Signalbitbreite wird entsprechend erhöht, um sicherzustellen, dass jegliches Quantisierungsrauschen in jedem Fall unterhalb des FM-demodulierten Phasenrauschens liegt.
Für die digitalen AM- und FM-Demodulatoren müssen der Träger und der vollständige zweiseitige Messbereich innerhalb der Nyquist-Bandbreite des I/Q-Signals präsent sein. Der maximale über den Demodulatorpfad messbare Frequenzoffset liegt daher bei 30 MHz. Bei größeren Frequenzoffsets wird nur die Summe von Amplituden- und Phasenrauschen gemessen. In diesem Fall ermöglicht der digitale Signalpfad die Überbrückung des Demodulators und übermittelt die I/Q-Daten direkt an die nachgeschaltete Prozessoreinheit, wo die Standard-Spektrumberechnung erfolgt.